KV4.0 - eine starke Idee für ein starkes KV der Zukunft

«Keine rosigen Aussichten für das KV», «Die KV-Lehre allein reicht immer weniger» oder «Digitalisierung bedroht 100’000 KV-Jobs» – diese und weitere Schlagzeilen dokumentieren den intensiven Strukturwandel in der kaufmännischen Berufsbildung. Gemeinsam mit regional verankerten Unternehmen wie Raiffeisen, der St.Galler Kantonalbank und Bühler Uzwil sowie der Gemeinde Uzwil und dem Kanton St.Gallen hat das BZWU diese Herausforderungen aufgenommen und lanciert mit «KV4.0» ein innovatives Ausbildungsmodell, um den höchstfrequentierten Lehrberuf der Schweiz wieder attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten.

Wir gehen in der KV-Ausbildung neue Wege. Gemeinsam mit regionalen Ausbildungsbetrieben haben wir uns mit den Anforderungen des Arbeitsplatzes der Zukunft auseinandergesetzt und nach flexibleren Methoden und Kooperationen in der kaufmännischen Berufslehre gesucht. Resultat dieser engen Zusammenarbeit ist das innovative Ausbildungsmodell «KV4.0», welches den zukünftigen Ansprüchen auf dem Arbeitsmarkt umfassend Rechnung trägt. Urs Thoma, Prorektor des BWZU und Geschäftsführer des Vereins «KV4.0» betont: «Die Entstehungsgeschichte von KV4.0 ist schweizweit einmalig. Erstmals durchbrechen wir als Berufsfachschule das starre Korsett der dreijährigen Lehre und präsentieren gemeinsam mit der Wirtschaft einen neuen Bildungsansatz.» KV4.0 heisst internationale Erfahrung sammeln, echte Aufgabenstellungen aus der Wirtschaft lösen, jedoch auch andere Berufsumfelder kennen lernen und sich wertvolle Zukunftskompetenzen aneignen.

KV4.0 – die clevere Antwort auf zukünftige Anforderungen

Wie Beat Bollinger, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Wil und Umgebung und Präsident des Vereins KV4.0, ausführt, werden sich die Anforderungen in den kaufmännischen Berufen weiter wandeln: «Neben einer soliden fachlichen Ausbildung sind heute zeitüberdauernde Fähigkeiten und Fertigkeiten gefordert. Gesucht sind Fachleute, die Probleme selbständig lösen, vernetzt und multikulturell denken, neue Technologien beherrschen, aber auch vielfältig kommunizieren und gut mit Menschen umgehen können. Diese Zukunftskompetenzen können nur bedingt im Schulzimmer erlernt werden.» Zudem hat sich der Kampf um leistungsstarke und motivierte Schüler dramatisch zugespitzt. Die kaufmännische Berufsausbildung und vor allem die Berufsmaturität stehen unter dem Druck der steigenden gymnasialen Maturitätsquoten und der demographischen Entwicklung. Mit dem KV4.0-Praxisjahr erfährt die KV-Lehre eine massive Aufwertung und wird gerade für engagierte und motivierte Jugendliche zur spannenden Alternative gegenüber dem gymnasialen Weg.

KV4.0 - einfach mehr KV

Die Kaufmännische Lehre mit KV4.0 dauert insgesamt vier Jahre. Um Zeit für neue Kompetenzen zu erhalten, wird die reguläre Ausbildung nach dem 2. Lehrjahr für das KV4.0-Praxisjahr unterbrochen und die Lernenden erhalten für ein Jahr einen Praktikumsvertrag. Im Anschluss an das KV4.0-Praxisjahr führen sie ihre Lehre im 3. Lehrjahr mit dem ursprünglichen Lehrvertrag fort. Der Begriff KV4.0 steht sowohl für die Anforderungen der Industrie 4.0 und der Digitalisierung als auch für die vier Kernbereiche des zusätzlichen Praxisjahres. Das KV4.0-Praxisjahr besteht aus vier Modulen. Beim «Seitenwechsel» arbeiten die Lernenden während neun Wochen in einem neuen Berufsfeld und erhalten Einblick in eine unbekannte Branche oder sogar einen anderen Beruf. Dies ermöglicht es neue Aufgabenstellungen, Prozesse und Unternehmenskulturen kennen zu lernen. Im «Praxisprojekt» geht es darum, im Team echte Aufgaben- und Problemstellungen aus der Praxis der Partnerbetriebe von KV4.0 zu bearbeiten und entsprechende Lösungsansätze und Konzepte zu präsentieren. Während des Praxisprojektes werden die Lernenden auch im Projektmanagement, Web-Design, Präsentationstechnik etc. geschult. Im Anschluss daran gilt es die Koffer zu packen und nach England zu fliegen. Im «Auslandeinsatz» müssen sich die Jugendlichen in einem völlig fremden Umfeld beruflich wie privat zu behaupten. Nach einem Intensiv-Sprachkurs absolvieren die KV4.0-Lernenden während dreieinhalb Monaten ein Betriebs-Praktikum in England und wohnen bei einer Gastfamilie. Da die KV4.0-Teilnehmenden während dem KV4.0-Praxisjahr immer wieder mit neuen Situationen konfrontiert sind, werden sie in drei sogenannten «Onboardings» auf die einzelnen KV4.0-Module und den Wiedereinstieg ins abschliessende 3. Lehrjahr vorbereitet.

KV4.0 – für Lernende und Lehrbetriebe

Junge Kaufleute ab Lehrbeginn 2018 erhalten die Chance, sich unabhängig von Profil (B/E/BMWL) und Branche für das KV4.0-Praxisjahr zu qualifizieren. Für das KV4.0-Praxisjahr durchlaufen sie nach dem Start in das zweite Lehrjahr ein Bewerbungs- und Selektionsverfahren. Gesucht sind motivierte Schüler/-innen, welche sich während der Ausbildung durch ein hohes Engagement und Interesse auszeichnen. Alle Lehrbetriebe aus der Ostschweiz mit der Bereitschaft, besonde-re Lernende zu unterstützen und zu fördern, können das Ausbildungsmodell KV4.0 anbieten. Als KV4.0-Partner treten sie dem Verein KV4.0 bei und finanzieren ihren kaufmännischen Lernenden das Praxisjahr. Weitere Informationen zu den Teilnahmebedingungen finden interessierte Ler-nende und Lehrbetriebe auf der Website www.kv4punkt0.ch